Etienne Kinsinger gewinnt die Thor-Masters in Dänemark
5. März 2024
SZ+ Ringen
Im Kampf ums Olympiaticket sendet Etienne Kinsinger ein erstes Ausrufezeichen-
Nyköbing Falster – Der Ringer des KSV Köllerbach gewinnt das renommierte Thor-Masters-Turnier in Dänemark. Was das für seine Olympia-Chancen bedeutet.
Von Patric Cordier
Balsam für die geschundene Sportlerseele. Nach einem von Verletzungen und Krankheiten überschatteten Jahr 2023 hat Ringer Etienne Kinsinger am vergangenen Wochenende wieder ein sportliches Ausrufezeichen gesetzt. Beim international bedeutsamen Thor-Masters-Turnier in Dänemark holte sich der 27-Jährige vom Bundesligisten KSV Köllerbach den Sieg in der Klasse bis 60 Kilogramm im griechisch-römischen Stil. „Es tut auf jeden Fall sehr gut“, sagte Kinsinger, der bekannt dafür ist, sehr selbstkritisch zu sein: „Insgesamt war es gar nicht mal so schlecht.“ Kinsingers Sieg war der einzige deutsche Erfolg in Nyköbing Falster – Vereinskollege Peter Öhler erreichte in der Klasse bis 97 Kilo griechisch-römisch Platz drei.
Zurück zu Olympia-Hoffnung Kinsinger. In der ersten Runde besiegte der Saarländer den Schweden Adam Silverin noch eher knapp mit 5:1, anschließend folgten aber technisch überlegene Siege gegen den ukrainischen Nachwuchsringer Nikita Dementiiev und den US-Amerikaner Max Black.
„Am Anfang hat es sich angefühlt, als würde Rost von den Gelenken abbröseln“, sagte Kinsinger, „aber ich habe mich von Kampf zu Kampf besser gefühlt.“ Wegen einer Rippenverletzung konnte der Köllerbacher in den vergangenen Wochen kaum in der Bodenlage trainieren, doch auch diese Probleme scheinen überwunden. „Ich konnte einige technische Wertungen anbringen. Das ist natürlich auch gut für den Kopf.“
Klares Anzeichen für eine ansteigende Formkurve
Das gilt so natürlich auch für seinen überzeugenden Auftritt im Finale gegen den dänischen Lokalmatadoren Brian Kurt Santiago. Kinsinger setzte sich glatt mit 9:0 Punkten durch. „Es waren nicht die allerstärksten Konkurrenten, so ehrlich muss man sein“, räumte der Saarländer ein, „aber ich habe meinen Job erledigt.“
Dass die Allerbesten im Olympia-Jahr zocken und das Turnier ausgelassen haben, ist nicht der Fehler des Köllerbachers. Dass er sich gegen die internationale Konkurrenz so deutlich durchsetzen konnte, spricht für seine ansteigende Formkurve. Der Sieg beim Thor Masters ist auch ein deutlicher Fingerzeig in Richtung Bundestrainer. Der muss entscheiden, wen er für das vom 3. bis 6. April stattfindende erste Olympia-Qualifikationsturnier in Baku nominiert.
„Es hat sich bislang noch kein Europäer qualifiziert“
Kinsingers interner deutscher Konkurrent Christopher Kraemer hatte seine Teilnahme am Turnier nach einer Knieoperation vor einigen Wochen nun wegen Krankheit abgesagt. Mit seinem Sieg hat Kinsinger die Vorzeichen innerhalb des Nationalteams wieder etwas mehr auf seine Seite gezogen. „Es hat sich bislang noch kein Europäer qualifiziert. In Baku können nur die Finalteilnehmer das Ticket lösen“, erklärt der Saarländer.
Beim vier Wochen später stattfindenden Quali-Turnier in Istanbul gibt es drei Olympiatickets, dann sind aber auch alle Nicht-Qualifizierten weltweit am Start. „Es wird knüppelhart, egal bei welchem Turnier. Man muss in jedem Fall über seine Leistungsgrenze gehen“, sagt Kinsinger, „ich hoffe, dass ich nun zumindest bei einem der Turniere meine Chance bekommen werde.“
Ernährungsplan wird genau umgesetzt
Bundestrainer Michael Carl hatte am Rande des Trainingslagers in Saarbrücken vor zwei Wochen angekündigt, nach dem Thor Masters zunächst nur für Baku zu nominieren. Er muss sich damit nun beeilen. Denn egal ob Kinsinger oder Kraemer – beide müssen in der Vorbereitung auf Baku „Gewicht machen“. Bis zu fünf Kilo aus dem austrainierten Sportlerkörper abzubauen, bedarf genauer Planung.
„Ich setze meinen Ernährungsplan jetzt bis zum Turnier in Istanbul um“, sagt Kinsinger, „wie wir das Training periodisieren, hängt davon ab, wo ich ringen darf.“ Der Saarländer, der vor drei Jahren bei den Spielen von Tokio die deutschen Farben vertreten durfte, hat sich in Nyköbing eindrucksvoll zurückgemeldet. „Egal wo ich meine Chance bekomme – ich werde alles daran setzen, sie zu nutzen.“
Foto: Marion Stein